Main Street

1920 erstmals erschienen, ist der Roman des US-Nobelpreisträgers in den Jahren um 1910 angesiedelt. Sinclair Lewis schuf den einmalig gelungenen Roman des typisch amerikanischen Provinzialismus, der schon immer vorhanden war und bis heute nicht verschwunden Main Street ist und so gut zu dieser aktuellen politischen Richtung passt, die das Land wieder einmal "great again" machen möchte. Dazu gehört eben nicht nur, sich die anderen als "klein" zu denken, vor allem das alte Europa. Da gibt es Dialoge in diesem grandiosen Epos, die so unwahrscheinlich in die heutige Zeit passen und modern sind, intrigante Personen wie das Großmaul Jim Blassur, der seinen Hörern das Blaue vom Himmel verspricht und der den Leser durchaus an Politiker von heute erinnert. Manche Zukunftsphantasien und Erwartungen der jungen Carol, die eben erst, nach ihrer Hochzeit hinzugezogen ist, haben sich bereits erfüllt. - Es ist kein Zufall, dass der US-Präsident im Jahr 2017, darauf angesprochen, in welche Epoche er das Land zurückführen wolle, die vorletzte Jahrhundertwende ins Spiel brachte. Abgesehen davon, dass gewisse politische Entwicklungen in den USA das Interesse an diesem großartigen literarischen Zeugnis neu wecken, macht die Lektüre von "Main Street" vor allem jenen Leseratten besonderes Vergnügen, die sich an dem Zynismus, der Zweideutigkeit gewisser Formulierungen und den heftigen Auseinandersetzungen der beginnenden Frauenemanzipation erfreuen. (Übers.: Christa E. Seibicke)

Armin Jetter

Armin Jetter

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Main Street

Main Street

Sinclair Lewis. Nachwort von Heinrich Steinfest
Manesse-Verl. (2018)

999 S.
fest geb.

MedienNr.: 891649
ISBN 978-3-7175-2454-0
9783717524540
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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