Carlo Maria Martini

Aufzeichnungen über das langsame Sterben von verwandten oder befreundeten Menschen können leicht in einen peinlichen, voyeuristischen Ton fallen. So genau möchte man es nicht wissen, wie ein Mensch, dessen körperliche Stärke und geistige Lebendigkeit Carlo Maria Martini man immer bewundert hat, hinübergleitet in Hilflosigkeit, Krankheit und Tod. Dem Autor ist es mit diesem stillen, menschenfreundlichen Zeugnis über das Sterben von Kardinal Carlo Maria Martini aber gelungen, niemals die Grenze von Respekt und Scham zu überschreiten. Über viele Jahre hinweg war der Autor ein enger, vielleicht der engste persönliche Mitarbeiter des in Italien überaus beliebten Bischofs von Mailand. Dass er ihn auch wie viele andere Gläubige als geistlichen Hirten, großen Bibelkenner und gütigen Menschen bewundert, spürt man auch auf jeder Seite dieses Buches. Und ein Funken dieser engen Freundschaft zwischen dem Kardinal und seinem Sekretär springt auch über auf die Leser der Aufzeichnungen. Unter den immer schlimmer werdenden Schmerzen seiner 'Parkinson Erkrankung' leidet Kardinal Martini immer mehr. Und trotzdem zeigt er fast bis zum letzten Atemzug eine große Gelassenheit gegenüber den Ratschluss Gottes, dem er sich in den letzten Tagen immer stummer werdend anvertraut. "Man begegnet", heißt es an einer Stelle über den schwerkranken Kardinal, "einer angenehmen, offenherzigen Einfachheit und Demut". Und genau dieser Ton ist es, der dieses Buch zu einem so bewegenden, aber immer auch zum Nachdenken über das eigene Leben anregenden Dokument macht.

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Carlo Maria Martini

Carlo Maria Martini

Damiano Modena
Verl. Neue Stadt (2014)

158 S.
fest geb.

MedienNr.: 398579
ISBN 978-3-7346-1001-1
9783734610011
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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