Atem holen in der Welt der Poesie
Gedichte als Anregung für besinnliche Gedanken, eine schöne Idee. Otto Betz, ehemaliger Professor für Erziehungswissenschaft und Religionspädagogik, hat 75 Gedichte von Walther von der Vogelweide bis Ulla Hahn ausgesucht, die sich mit großen Menschheitsthemen beschäftigen, und daran jeweils einen erbaulichen Text angefügt. Dieser beschäftigt sich mit dem zentralen Thema des Gedichts. So wird z.B. aus Goethes Gedicht "Seelige Sehnsucht" der Hauptgedanke der ständigen Veränderung und Läuterung herausgegriffen und dabei auf Goethes Quelle, den persischen Dichter Hafis, verwiesen. Freilich reicht das für den Leser noch nicht aus, um das Gedicht zu verstehen. Das ist aber auch gar nicht das Ziel von Otto Betz. Bei nicht wenigen der ausgewählten Gedichte bräuchte der Leser jedoch Verständnishilfen, um die jeweilige Gesamtaussage zu erfassen. Von da aus ließe sich dann besser eine Brücke zu allgemeinen oder philosophischen und religiösen Betrachtungen schlagen. In sieben Kapiteln beschäftigt sich Otto Betz mit Menschenschicksal, Lebensreise, Betrachtung des Lebens als Geschenk, mit dem Wunder der Liebe, mit den Tages- und Jahreszeiten, dem Thema Zeit und mit Stille und Sammlung.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Atem holen in der Welt der Poesie
Otto Betz
Verl. Neue Stadt (2017)
214 S.
fest geb.