Als Frau Trauer bei uns einzog
Wie kann ein Leben weitergehen, wenn ein naher, lieber Mensch verstorben ist? Und wenn für den Verstorbenen die Trauer Einzug hält, mit all ihren unvorhersehbaren Schmerzattacken, auch mit Zorn, Verzweiflung, Erschöpfung und Einsamkeit? Vielleicht hilft es, sich die Trauer personifiziert vorzustellen, als Figur, die sich wie ein ungebetener Gast Zutritt ins Haus verschafft, die einen unverrückbaren Platz einnimmt, die Dinge neu sortiert und damit ein Weiterleben erst ermöglicht. Der Text dieses Buches berichtet vom Chaos, das Frau Trauer anrichtet, und vom Aufräumen, von den sie begleitenden Gefühlen und davon, ihrer Herr zu werden. Auch die Bebilderung arbeitet mit diesem Mittel: Auf einer Schultafel werden Zeichnungen und kleine Gegenstände so arrangiert, dass sie dem großen Verlust Ausdruck verleihen, auf ganz elementare und nachvollziehbare Weise. Über die Autorin erfahren wir, dass sie selbst Betroffene ist und als Trauerbegleiterin arbeitet. Ihre Erfahrungen sind in das Buch eingeflossen. - Hier gelingt auf unnachahmliche Weise eine Erzählung über das Unvorstellbare, nämlich darüber, wie die Trauer als Lebensform akzeptiert werden kann. Wahrhaftiger kann kaum von einer Lebenskrise und ihrer Aufarbeitung erzählt werden.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Als Frau Trauer bei uns einzog
Anke Keil
Vier-Türme-Verlag (2019)
[unpaginiert] : zahlreiche Illustrationen (farbig)
fest geb.