Das braune Netz
Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 war ein klarer Bruch mit der Ideologie des Nationalsozialismus. Willi Winkler zeigt in diesem Buch auf, dass es jedoch auch eine unselige Kontinuität gab: Verfechter und Gehilfen der Nazi-Diktatur saßen bald wieder an vielen Schaltstellen des neuen Staates. Ein herausragendes Beispiel ist in diesem Zusammenhang natürlich Hans Globke, bekannt durch seine antisemitischen Kommentare zu den Nürnberger Gesetzen, der es bei Adenauer bis ins Kanzleramt gebracht hat. Winkler führt eine Vielzahl von Beispielen an und beschreibt die Rolle, die ehemalige Nazis bzw. Mitläufer innerhalb des neuen Staates bei der Verharmlosung des Hitler-Regimes und im Kampf gegen angebliche Staatsfeinde, wie die 'Rote Kapelle', gespielt haben. Das mit Ironie und Humor aufgelockerte Buch legt ein Gesamtbild der damaligen Verhältnisse vor, das deutlich macht, wie sehr die politischen Auseinandersetzungen während der ersten Jahre der Bundesrepublik Deutschland von ehemaligen Akteuren des Dritten Reichs mit geprägt wurden. Dass dabei ehemalige Widerstandskämpfer zu Verrätern umdefiniert wurden, wurde von weiten Teilen der Gesellschaft mitgetragen.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Das braune Netz
Willi Winkler
Rowohlt Berlin (2019)
414 S.
fest geb.