Propaganda

Die Großeltern von John Glück sind aus dem Rheinischen in die USA gekommen. John ist geprägt von der Kultur seiner Vorfahren. Nach Studium und ersten Veröffentlichungen von Kurzgeschichten kommt er eher zufällig zu der Propagandaabteilung des Propaganda Militärs. Seine Vorliebe für Hemingway führt dazu, dass Glück nach der Landung der Alliierten in der Normandie nach Frankreich geschickt wird. Ein Bericht über den bekannten Autor im Kriegsgeschehen sollte interessant für Zivilisten und Militärs gleichermaßen sein. Glück trifft den berühmten Autor; Hemingway ist aber durch Alkoholexzesse drastisch heruntergekommen. Glück zieht mit den Truppen weiter und landet schließlich bei einer der Divisionen, die im November 1944 in die äußerst verlustreichen Kämpfe in der Nordeifel eingesetzt werden. Nach dem Krieg arbeitet Glück weiter für die Armee, in Vietnam wird er durch einen Unfall mit aggressiven Substanzen verunstaltet und stellt sich auf die Seite der Kriegsgegner. - Inwieweit das Leben des Protagonisten realistisch dargestellt ist, ist für europäische Leser schwer nachzuvollziehen; glaubhaft ist die Geschichte durchaus. Im ersten Teil des Romans treten diverse namhafte Autoren auf oder werden zitiert, wie Faulkner, Salinger, Bukowski, Wolfe, Updike, O.M. Graf, Ernst Jünger u.a. Das Schreiben und das Debattieren mit Gleichgesinnten nimmt einen wesentlichen Teil der anfänglichen Geschichte ein; das ist informativ und unterhaltsam zugleich. Die späteren Beschreibungen der grausamen Kämpfe im Hürtgenwald sind emotional belastend. Der Roman erreicht vielleicht nicht ganz die Größe von Kopetzkys "Risiko" (BP/mp 15/661), ist aber unbedingt lesenswert.

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Steffen Kopetzky
Rowohlt Berlin (2019)

494 S.
fest geb.

MedienNr.: 926378
ISBN 978-3-7371-0064-9
9783737100649
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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