Beethovn

Viel, ja sehr viel ist los im Beethovenjahr 2020. Das Buch von Selge, der als freier Autor und Musikkritiker in Berlin lebt, bietet eine breit gefächerte Außenperspektive. Will heißen: Das Leben des zu Lebzeiten zu Weltruhm gelangten Komponisten Beethovn wird aus der Sicht der Personen wiedergegeben, mit denen er zu tun hatte, musikalisch, politisch und persönlich. Es sind realhistorische Figuren darunter wie der Schriftsteller und Librettist Franz Grillparzer und Beethovens Neffe Karl, namenlose wie eine Wiener Prostituierte und ein Spion der Metternich-Regierung, geheimnisvolle wie die "sterbliche Geliebte". In Streiflichtern kommt die Titelfigur mit alltäglichen Tätigkeiten, Vorlieben und Schwächen - dem übermäßigen Alkoholgenuss, dem starken Kaffee - in den Blick, natürlich fehlt auch die fortschreitende Ertaubung nicht, aber das Genialische und Grenzgängerische des Künstlers blitzt nur zeitweise auf. Die Schreibweise des Namens passt sich dem Blickwinkel der Beobachterfigur an, mal ist es "Betthoven", mal "Beathoven", mal, wie im Titel "Beethovn". Ein etwas bizarrer Zugang zweifelsohne, interessant, aber nicht mehr als ein Romanversuch. Für größere Bestände.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Beethovn

Beethovn

Albrecht Selge
Rowohlt Berlin (2020)

237 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 600341
ISBN 978-3-7371-0068-7
9783737100687
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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