Das schwarze Königreich
Warschau, Anfang der vierziger Jahre. Obwohl er verheiratet ist und zwei Söhne hat, hat der Warschauer Gangsterkönig Jakub Shapiro seine Geliebte Ryfka nie aufgegeben. Sie ist es auch, die ihn aus dem Ghetto rettet. Doch die Ohnmacht macht aus Jakub einen gebrochenen Mann, der noch dazu weiß, dass er dafür verantwortlich ist, dass seine Frau und seine Söhne, die weiterhin im Ghetto leben, dem Tod ins Auge sehen müssen, weil sie ins KZ Treblinka deportiert werden. Doch Jakub weiß nicht, dass sein Sohn David fliehen konnte und sich an seinem Vater rächen will, der die Chance, mit der Familie vor den Nazis zu fliehen, nie genutzt hat. - Durch die Schilderung Shapiros aus der Sicht verschiedener Figuren gelingt Twardoch eine differenzierte Charakterisierung seines Protagonisten. So lässt er etwa die Geliebte Shapiros sowohl im Präsens als auch in der Vergangenheit von ihrem Leben mit Jakub erzählen, womit er sie alles zum zweiten Mal erleben lässt und damit auf ihre Trauerarbeit hinweist, die darin besteht, den geliebten einst starken Mann loszulassen und den gebrochenen zu akzeptieren. Ein spannender Roman voller sensibel gezeichneter Figuren.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Das schwarze Königreich
Szczepan Twardoch ; aus dem Polnischen von Olaf Kühl
Rowohlt Berlin Verlag (2020)
412 Seiten
fest geb.