Nina X

Die 28-jährige Waise Nina wird aus einem maoistischen Kollektiv in London befreit, in dem sie gemeinsam mit anderen Frauen vom selbsternannten Sektenführer David Chen festgehalten und misshandelt wurde. Kurz vor der Pubertät wurden ihr nicht nur Nina X die Worte "Ich" und "Mein" ausgetrieben, sondern auch ihr eigener Name. In den täglichen Berichten, die sie verfassen musste, seit sie schreiben konnte, erwähnte sie sich selbst ebenfalls nur noch in der dritten Person. Alle Worte, die mit ihrem eigenen Selbst zu tun hatten oder aber kapitalistischer Natur waren - dazu zählten Themen wie Konsum oder Erotik - mussten von ihr nach der täglichen Überarbeitung ihrer Berichte durch die sog. "Genossen" ausradiert werden. Die Erwachsenen, die sie umgaben, ließen sie glauben, dass sie die erste perfekte Frau sei, da sie keine Emotionen habe und kein eigenes Selbst. Zudem wurde behauptet, dass die Welt um das Kollektiv herum verstrahlt und lebensgefährlich sei, weswegen sie sich nur im Haus des Kollektivs in Sicherheit befänden. Doch in der Sekte ging es keineswegs harmonisch zu: Abgesehen von sogenannten "Reinigungen" als Strafmaßnahmen herrschten auch Hunger und Vergewaltigung. Als Nina schließlich in Freiheit lebt, ist sie den Anforderungen des Lebens nicht gewachsen und muss erst lernen, furchtlos einzukaufen, Auto zu fahren und auf andere Menschen zuzugehen. Zum Glück ist sie nicht allein, sondern wird insbesondere von einer engagierten Sozialarbeiterin unterstützt. - Ein aufwühlender, teilweise verstörender Roman, der den Lesern durch Nina eine völlig neue Perspektive auf unsere Welt eröffnet.

Clara Braun

Clara Braun

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Nina X

Nina X

Ewan Morrison ; aus dem Englischen von Christian Lux
marix verlag (2019)

319 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 599828
ISBN 978-3-7374-1121-9
9783737411219
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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