Ehe - Familie - Kirche

Das Buch, ein anregender Sammelband, enthält zwölf Beiträge aus der ökumenischen Zusammenarbeit der beiden theologischen Fakultäten und des Instituts für Orthodoxie der Münchener Universität. Sie wurden in einer Vorlesungsreihe während des Wintersemesters 2014/15 gehalten. Die Autoren befassen sich mit vielen Aspekten des Themas, das zurzeit durch Papst Franziskus und und die römischen Synoden in der Kirche große Aufmerksamkeit genießt. Diese Stimmen müssen unbedingt neben den zahlreichen Äußerungen der Laien und der Bischöfe gehört werden, die bisher in der Öffentlichkeit im Vordergrund standen. Die Beiträge zeigen, dass die Berücksichtigung von Bibel, Tradition, historischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Dimensionen nicht nur theoretische und abstrakte Kenntnisse liefert, sondern auch praktische Perspektiven aufzeigt, die manchen Lösungsversuch heutiger oft unlösbar erscheinender Probleme erleichtert. Dabei ergibt sich z. B., dass der Rückgriff auf den biblischen Befund heute nicht unbedingt hilfreich sein muss, weil die Eheverhältnisse und das Eheverständnis damals nicht mit den heutigen, gesellschaftlich bedingten Auffassungen übereinstimmen. Das gilt, so meint ein Autor, erstaunlicherweise auch für die Bergpredigt. Ein anderer Befund dieses Bandes lautet, dass die heutige Auffassung, die Ehe habe eine zutiefst religiöse und sakramentale Dimension, viele Entwicklungsstufen durchlaufen hat. - Diese Andeutungen mögen genügen, um das Interesse auf dieses Buch zu lenken, das nicht einfach wiederholt, was in der öffentlichen Debatte vorgebracht wird. Für theologisch gebildete Leser/innen auch zur Diskussion sehr empfehlenswert.