Eine musikalische Geschichte der Menschheit

Der englische Musikwissenschaftler und Beethoven-Spezialist hat auf unterhaltsame Weise mit denkbar breiter Basis eine Musikgeschichte der Menschheit verfasst. Um diesem Anspruch und der Materialfülle gerecht zu werden, legt Spitzer drei Achsen an Eine musikalische Geschichte der Menschheit seine Betrachtung: eine rückwärts in die Menschheitsgeschichte blickende Achse, eine weit vor Homo Sapiens greifende Achse der Evolution musikalischer Fähigkeiten und Funktionen in der Tierwelt und jene - in unser aller Erleben - erste Achse der Entwicklung des musikalischen Sinns und Tuns im einzelnen Menschen. Geht die erste Erwartung des Lesers und unsere Kenntnis der Musikgeschichte auf die zweite Achse, die Kulturgeschichte, so erweitern die Ausführungen zu anthropologischen, neuropsychologischen und evolutionsbiologischen Entwicklungen, die sämtlich das Phänomen "Musik" als Humanum bestimmen, auf enorme Weise den Horizont und das Musikverständnis des Lesers. Bunt, mitreißend und in keinem Satz akademisch verstiegen führt Spitzer uns von Schubert zu Homer Simpson, von basalem Rhythmusempfinden zum Verlust unserer aktiven Musikalität, von außereuropäischen Klängen zu mittelalterlicher Musiktheorie. Ein Kosmos, so verlockend wie leicht lesbar, dass das Buch allen Beständen sehr ans Herz zu legen ist. Verfehlt es doch auf den 487 Textseiten bei all dem Anekdotischen nicht seinen großen Bogen und zeugt so davon, wie sehr Musik menschlich ist. Ein schöneres Kompliment an ein Sachbuch zum Thema ist kaum zu machen.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Eine musikalische Geschichte der Menschheit

Eine musikalische Geschichte der Menschheit

Michael Spitzer
riva Verlag (2021)

560 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 606403
ISBN 978-3-7423-1224-2
9783742312242
ca. 24,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Mu
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