Gilgi - eine von uns
Gisela Kron ist eine emanzipierte Frau und sie selbst nennt sich Gilgi. Als Tochter einer angesehenen Kölner Familie bräuchte sie nicht zu arbeiten. Doch sie liebt ihre Arbeit als Stenotypistin und lernt heimlich Sprachen. Sie möchte selbstständig und unabhängig sein. Dann offenbaren ihr die Eltern, dass sie adoptiert ist. Ihre leibliche Mutter sei eine beinahe mittellose Frau. Gilgi ist in den etliche Jahre älteren Lebemann Martin verliebt, der viel mehr Geld ausgibt, als er hat und Gilgi ein mondänes Leben gönnen möchte. Die Situation wird brisant, als Gilgis Arbeitgeber in finanzielle Not gerät und sie ihre Arbeit verliert - nicht aber ihren Lebensmut. Sie wird schwanger. Soll sie das Kind bekommen oder abtreiben? Es muss weitergehen und im Vergleich zu anderen geht es ihr doch noch gut. Da ist ihr Jugendfreund Hans, der eine ganze Schar von Kindern hat und dringend Geld braucht. Er wendet sich in seiner Not an die mittellose Gilgi. - Irmgard Keuns Debütroman (1931 erstmals erschienen, ein Jahr vor "Das kunstseidene Mädchen") zeigt das großbürgerliche Leben der Familie Kron, eine junge emanzipierte Gilgi und eine Zeit Ende der 1920er Jahre, die von gesellschaftlichen Unterschieden und dem Hoffen auf ein besseres Leben bestimmt ist. Camilla Renschke liest Keuns Vorlage ungekürzt und gibt der gradlinigen, manchmal auch nachdenklichen kölschen Gilgi eine wunderbare Stimme. Unterhaltung auf höchstem Niveau. Sehr zu empfehlen!
Felix Stenert
rezensiert für den Borromäusverein.
Gilgi - eine von uns
Irmgard Keun. Mit Camilla Renschke
Der Audio-Verl. (2019)
5 CD (ca. 411 Min.)
CD