Die Begabte
Bestseller-Autorin Trudi Canavan bleibt auch in diesem Roman ihrer Tradition treu, zum Auftakt die Protagonisten und deren Welt minuziös zu beschreiben. Das Besondere an diesem Band sind jedoch die zwei Handlungsstränge, die bis zum Schluss völlig unabhängig voneinander verlaufen. Auf der einen Seite ist da der magisch begabte Archäologie-Student Tyen, der bei einer Ausgrabung ein beseeltes Buch voller Wissen entdeckt, das einst eine talentierte Buchbinderin war. Um die Frau aus dem Buch zu befreien und die Zukunft seines Landes zu retten, muss er die Flucht aus der Heimat antreten. In einer anderen Welt, die von Zwängen, Hörigkeit und Ängsten geprägt ist, lebt die junge Färbertochter Rielle. Eine Entführung durch einen verbotenerweise Magie ausübenden "Befleckten", die Liebe zu einem unkonventionellen Künstler und die Entdeckung ihrer eigenen magischen Begabung lassen sie aus ihrem Alltag ausbrechen. In beiden Welten besteht die Atmosphäre aus Magie, die für Begabte greifbar ist. Während in Tyens industriell-technisierter Welt die magischen Ressourcen langsam ausgehen, gibt es in Rielles Welt genug "Energie". Tyens Fähigkeit, in andere Welten zu reisen, deutet auf eine Zusammenführung der Erzählstränge in den Folgebänden hin. Durch die Weitschweifigkeit kommt die Spannung etwas zu kurz, was aber Vielleser und Canavan-Fans nicht abschrecken dürfte. Gerne empfohlen. (Übers.: Michaela Link)
Bettina Palm
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Begabte
Trudi Canavan
Penhaligon (2014)
Die Magie der tausend Welten ; 1
671 S. : Ill.
fest geb.