Komm mir nicht zu nah
Auch im vorliegenden zweiten Buch der Niederländerin Erna Sassen ( "Das hier ist kein Tagebuch", BP/mp 16/210) auf Deutsch geht es um ein schwieriges Thema: Aus der Perspektive der großen Schwester Marjolijn wird die schwere Identitätsfindung ihrer kleinen Schwester Reva authentisch und facettenreich geschildert. Reva besucht eine Schauspielschule in Amsterdam und ist stetig von Selbstzweifeln geplagt. Sie leidet seit vielen Jahren an Essstörungen und Depressionen und nur auf der Bühne als Alleindarstellerin kann sie sich spüren. Und so scheint Tag und Nacht die große Schwester ihr Rettungsanker zu sein, die in ihrer Rückschau die gesamte Familienkonstellation der gemeinsamen Kindheit betrachtet und einige Gründe für Revas schwierige Suche, auch im Umgang mit Männern, aufscheinen lässt. Und auch die Frage, inwieweit eine große Schwester für das Leben der jüngeren verantwortlich ist. - Ein wichtiges Buch, das eindringlich die besondere Schwesterkonstellation zwischen Vertrauen und Abhängigkeit schildert. Empfehlenswert aber nur für eine ausgewählte Leserschaft mit einem ausgeprägten Interesse für "problembezogene" Literatur für junge Erwachsene. (Übers.: Rolf Erdorf)
Karin Steinfeld-Bartelt
rezensiert für den Borromäusverein.
Komm mir nicht zu nah
Erna Sassen
Verl. Freies Geistesleben (2016)
174 S.
fest geb.