Chagall bis Malewitsch
Die Albertina in Wien zeigte in Kooperation mit dem Staatlichen Russischen Museum, Sankt Petersburg, bis 26. Juni 2016 eine Ausstellung, die ihres Gleichen sucht. "Die russischen Avantgarden", so der bezeichnende Untertitel, existierten am Beginn des 20. Jh. unbehelligt nebeneinander. Wir finden sowohl abstrakte wie gegenständliche Kunst, die im Titel Genannten, Kasimir Malewitsch und Marc Chagall, stehen dafür Pate. Es gab wohl kein anders Land, in dem die Künstlerinnen und Künstler zur gleichen Zeit so zahlreich und vielfältig an der Weiterentwicklung der Kunst arbeiteten. Dies vollzog sich im wichtigsten Jahrzehnt von 1910 bis 1920 ohne direkten Bezug auf die politische Entwicklung; das Zarenreich wurde 1917 bekanntlich von Lenins Kommunismus abgelöst. Erst mit Stalins Festlegung auf den Sozialistischen Realismus als einzig richtige Kunst finden sich erhebliche Verwerfungen; einige verließen das Land und kamen nicht mehr zurück, andere passten sich an oder manche suchten nach Möglichkeiten für einen eigenen Stil. Wie vielfältig und wie schwierig diese Anpassung bei allem Suchen nach eigenständigem Ausdruck war, zeigen eine Vielzahl der insgesamt 130 Werke. Sie sind allesamt von hoher Qualität und v.a. sie präsentieren viele, bisher selten oder lange nicht mehr gesehene Werke. Die Kurztexte zu den Bildern vermitteln einen ausgezeichneten Eindruck in ein wichtiges Kapitel der Kunstgeschichte; sehr empfehlenswert ab mittleren Kunstbeständen.
Walter Zahner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Chagall bis Malewitsch
hrsg. von Evgenia Petrova ...
Hirmer (2016)
311 S. : überw. Ill. (überw. farb.)
fest geb.