Schattenfrauen

Lachen, fröhlich sein, trinken und alte Zeiten wieder aufleben lassen, das wollen die sieben älteren Frauen, die einst im FDJ-Ferienlager die Sommer ihrer Kindheit gemeinsam verbracht haben und sich genau hier nach 50 Jahren der Trennung wiedertreffen. Gemeinsam wird gekocht und gegessen, miteinander Ausflüge gemacht, in die Sauna gegangen und vieles erzählt, von dem, was die drei Frauen, die nach Mauerbau im Osten verblieben sind, erlebten und dem, wie es den vier Frauen, die in den Westen geflohen sind, ergangen ist. Dabei kommen jedoch nicht nur fröhliche Erinnerungen aus Kindheitstagen hervor. Zu tief schneiden die Wunden, die sie alle davon getragen haben, zu tief der Neid und Hass auf die Ossis bzw. Wessis, zu schwer wiegt das Leid und vor allem die Grausamkeiten, die manche ertragen musste. Von Tag zu Tag beginnt es mehr zu brodeln unter den sieben, und das Schicksal nimmt seinen unheilvollen Lauf. - Was als harmloses Wiedersehen anfängt, entwickelt Reinhild Solf rasch zu einem Psychodrama von sieben geschundenen Frauen, die in ihren Leben viel Schreckliches erleben mussten. Schuld, Hass, Scham, das alles sind Gefühle, die unter der freundlichen Oberfläche schlummern und sich nun Bahn brechen. Deutlich wird dabei, wie tief die Grenze und Vorwürfe zwischen Ost und West noch sitzen und wie schwer die Erlebnisse und Traumata, die das DDR-Regime sowohl für Ossis wie Wessis mit sich gebracht hat, das Leben der Frauen für immer geprägt, wenn nicht sogar zerstört hat. Eindringlich, nachvollziehbar und doch in schlichter, unverblümter Sprache wird ein erschütterndes Bild gezeichnet, das die Gefühle angreift und den Schrecken dieser deutsch-deutschen Geschichte fassbar und doch unbegreiflich macht. Unbedingt lesenswert.