Irgendwo ist Prostken

Von Kindheit an wünscht sich der im masurischen Prostken geborene Wilhelm Bubat nichts sehnlicher, als Lokführer zu werden. Kurz nachdem er seine Ausbildung abgeschlossen hat, bricht der Erste Weltkrieg aus und Wilhelm unternimmt Fahrten für die Irgendwo ist Prostken Reichswehr. Sein Standort wird bald Eidelstedt bei Hamburg, weit weg von seiner Heimat Masuren. Nach dem verlorenen Krieg heiratet er seine Jugendliebe Lina, sein Sohn Werner wird geboren. Als die 'Braunen' die Macht übernehmen, misstraut Wilhelm der neuen Zeit. Doch er passt sich an, tut seine Arbeit. Und so bringt er schließlich mit Sonderzügen Menschen in die Konzentrationslager und damit in den Tod. Surminski beschreibt die historischen Ereignisse konsequent aus dem Blickwinkel des Lokführers Wilhelm Bubat, der die Ereignisse unmittelbar wahrnimmt, ohne sie in einen politischen Gesamtzusammenhang einzuordnen. Die Sprache vermittelt eine gewisse ironische Distanz, die dem Buch eine Leichtigkeit verleiht, unter der das Grauen der historischen Ereignisse brodelt. Die Figuren, die wie pointierte Skizzen anmuten, verkörpern mehr ein Lebensgefühl, als dass es sich um ausgeprägte Individuen mit ausgefeilter Psychologie handelt.

Walter Brunhuber

Walter Brunhuber

rezensiert für den Borromäusverein.

Irgendwo ist Prostken

Irgendwo ist Prostken

Arno Surminski
LangenMüller (2020)

383 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 601549
ISBN 978-3-7844-3551-0
9783784435510
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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