Hannah und Ludwig - Heimatlos in Tel Aviv

1934 müssen Ludwig (vgl. "Lauf, Ludwig, lauf!": BP/mp 20/431) und Heinrich Seligmann aus Ichenhausen über Frankreich nach Palästina emigrieren. Energiegeladen und optimistisch arbeitet Ludwig sich trotz mangelhafter Hebräischkenntnisse von der Putzkraft zum Prokuristen einer Textilfirma hoch, während sein Bruder von einer baldigen Heimkehr träumt. Ludwig kann seine Eltern und jüngeren Geschwister noch nachholen, ehe die Briten die Grenzen für Einwanderer dichtmachen. Er heiratet Hannah, eine Berliner Jüdin aus schwierigen familiären Verhältnissen. Als sie nach 1945 keine Hoffnung mehr hat, dass ihre Angehörigen noch leben, wehrt sie alle positiven Gedanken über die Deutschen ab. Die kriegsähnlichen Zustände vor der Staatsgründung Israels 1948 und auch die nachfolgenden Kämpfe verkraftet Ludwigs Familie gut. In den Jahren danach scheitert er aber wirtschaftlich, weil er dem rauen Klima in der Gesellschaft nicht gewachsen ist. Da bei Hannah eine klimabedingte Amöbenruhr diagnostiziert ist, ist es dann sie, die die Rückkehr nach Deutschland in die Wege leitet. - Ludwigs Sohn, der Autor, stellt in seinen Protagonisten alle Haltungen vor, die jüdische Emigranten aus Deutschland zur neuen wie zur alten Heimat entwickeln können. Ludwigs Vater empfindet seine Lage als Heimkehr nach Zion; ganz im Gegensatz zu Sohn Heinrich. Ludwig gestattet sich solche Fragen eher selten, sieht er sich doch in der Pflicht der Familie gegenüber, für deren Lebensunterhalt zu sorgen. Sehr persönlich ist Seligmanns Perspektive zum Heimatverlust. Er findet für Ludwig ein schönes Bild, wenn der an den besternten Himmel als Decke der Ichenhausener Synagoge denken muss.