Als wir von Freiheit träumten

Anfangs des 20. Jh. in London: Die toughe Clara und die wenig selbstbewusste Nancy verlassen zunächst auf scheinbar gleichen Pfaden ihr verhasstes Elternhaus. Nichts hält sie mehr bei der gleichgültigen Mutter sowie dem herrisch-grausamen Vater, der wohl beide Töchter missbrauchte, was bei Nancy gar eine Schwangerschaft nach sich zog. Clara ist gleichsam Wegbereiterin für ihre jüngere Schwester. Sie arbeitet bereits als Aufseherin im Holloway-Frauengefängnis und verschafft Nancy ebendort eine Anstellung. In diesem Gefängnis sitzt eine stattliche Schar Suffragetten ein, Vertreterinnen der britischen Frauenbewegung, die unter anderem mittels Hungerstreiks das Frauenwahlrecht erstreiten wollen. Eine der schillerndsten Figuren unter den Suffragetten ist die Künstlerin Daisy Divine, zu der sich Nancy magisch hingezogen fühlt. Bald nach deren Entlassung verschwindet auch Nancy, ohne ihrer Schwester ein Wort zu sagen. Clara "baut" einstweilen die Verbindung mit dem liebenswerten Ted aus, wohl wissend, dass sie im Falle einer Heirat ihre hart erkämpfte Freiheit, selbst ein Einkommen zu haben, verliert. Werden beide die ersehnte Freiheit finden? - Ein tolles Buch mit spannendem Handlungsbogen und wertvollen Einblicken in das England der 1910er Jahre. Dem Autor gelingt es erstaunlich gut, sich in die Gedankenwelt der Frauen einzufühlen. Die geschilderten Beweggründe jeglichen Handelns der Protagonistinnen sind nachvollziehbar und vor allem in einer sehr flüssigen, gut lesbaren Sprache verfasst. Gerne mehr gute Frauenromane von Jon Walters!