Elizabeth wird vermisst
Mit einem Wust an kleinen Memo-Zetteln versucht die an Demenz erkrankte Maud gegen das Vergessen anzukämpfen und ihren Alltag in den Griff zu bekommen. Dies gelingt ihr jedoch immer weniger. Als sie ihre langjährige Freundin und Vertraute Elizabeth nicht mehr in deren Haus antreffen kann, vermutet Maud das Schlimmste und macht sich daran, Elizabeth zu finden. Ein schwieriges Unterfangen, wenn das Vergessen zunehmend Raum einnimmt, sich Erinnern schwer fällt und Zusammenhänge immer weniger klar erkennbar sind! So begreift Maud auch nicht, dass Elizabeth nach einem Schlaganfall zunächst im Krankenhaus liegt und später verstirbt, obwohl ihre Tochter ihr dies mehrfach erklärt und die beiden Elizabeth sogar im Krankenhaus besuchen und an deren Beerdigung teilnehmen. Maud sucht unbeirrt weiter nach Elizabeth. Dabei verschwimmen in ihr immer mehr Gegenwart und Vergangenheit. Elizabeths Vermisstenfall vermischt sich zunehmend mit einem Ereignis aus Nachkriegstagen, als Mauds Schwester Sukey für immer spurlos verschwand. Wider Erwarten bringt Maud Licht in jenen längst vergangenen Vermisstenfall. - Ein überaus gelungener Roman. Einfühlsam, mitfühlend und authentisch aus der Ich-Perspektive der dementen Maud erzählt. Das Wissen um die eigene Vergesslichkeit, die zunehmende Verwirrtheit sowie Orientierungslosigkeit werden dadurch für den Zuhörer spürbar. Auch durchlebt er mit der Protagonistin die lebhafte Erinnerung an die Vergangenheit. Hervorragend gelesen und interpretiert von Katharina Thalbach. Allen Beständen sehr gerne empfohlen.
Sylvia Steinbach
rezensiert für den Borromäusverein.
Elizabeth wird vermisst
Emma Healey. Katharina Thalbach liest
Lübbe Audio (2014)
6 CD (ca. 440 Min.)
CD