Sakramentalität
Zweifellos wird dieses Buch Aufsehen erregen, und zwar weit über den theologisch vorgebildeten Leserkreis hinaus, auf den es durch sein hohes Niveau primär zugeschnitten ist. Denn es räumt mit Illusionen in der Ökumene auf, die im Gefolge vieler Konsenspapiere entstanden sind. Katholizismus und Protestantismus trennten nämlich, so das durch scharfe Analysen zentraler ekklesiologischer Themen fundierte Ergebnis, nicht nur bestimmte theologische Inhalte, sondern unterschiedliche Denkformen. So reiße der Protestantismus menschliches und göttliches Handeln, die geistliche und die sichtbare Wirklichkeit der Kirche, die Hl. Schrift und deren authentische Zeugen auseinander, während der Katholizismus diese Pole in seiner inkarnatorisch-sakramentalen, auf Vergegenwärtigung des Göttlichen hin ausgelegten Denkweise verbinde. Die dem protestantischen "sola"-Prinzip verpflichtete Theologie sieht der Autor bei vielen evangelischen Theologen heute noch radikalisiert durch die Adaption eines gegen das Subjekt schlechthin gerichteten Affektes, wie er in der Philosophie seit Nietzsche, aber etwa auch in der sog. Postmoderne virulent geworden ist. Wertvoll ist Menkes Arbeit aber nicht nur, weil sie die Tragik des modernen Protestantismus, sondern auch das spezifisch Katholische aufleuchten lässt, das das menschliche Ich zur Würde eines Sakraments, einer Vergegenwärtigung des Unbedingten erhebt. - Größeren Beständen unbedingt empfohlen!
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Sakramentalität
Karl-Heinz Menke
Pustet (2012)
360 S.
fest geb.