Löwentochter
10000 Jahre vor unserer Zeit, noch vor Beginn der Sesshaftigkeit, arbeitet die junge Ank-Thi mit ihrem Stamm jeden Tag hart, um das Überleben der kleinen Gruppe zu sichern. Bald erwirbt sie sich besonderes, für eine Frau ungewöhnliches Ansehen,
indem sie alleine einen angreifenden Höhlenlöwen besiegt und deswegen von der einflussreichen Stammesmutter mit dem Titel "Löwentochter" bedacht wird. Ihren außerordentlichen Mut muss Ank-Thi auch unter Beweis stellen, als ein Großteil der Männer des Stammes von einem anderen Stamm grundlos angegriffen und grausam getötet wird und die Frauen plötzlich gezwungen sind, Aufgaben der Männer zu übernehmen und eigene Entscheidungen zu treffen. Doch nicht nur die Pflege der Verletzten und die ständige Flucht vor dem feindlichen Stamm in unbekanntes Gebiet gefährden den Fortbestand des Stammes, auch gesellschaftlich droht die Gruppe an der neuen Verteilung der Geschlechterrollen, dem Mangel an jungen Ehemännern für die Mädchen und der Unmöglichkeit der Durchführung überlieferter Bräuche zu zerbrechen. - Der Jugendroman zeichnet ein sehr anschauliches Bild des steinzeitlichen Menschen, zumindest wie er gelebt haben könnte, indem nicht nur die soziale Struktur als hierarchisch und essentiell für ein funktionierendes Zusammenleben beschrieben, sondern auch die Sprache auf kürzere Sätze beschränkt wird und teilweise Antworten auf Laute reduziert werden. Die Hauptfigur tritt bereits sehr emanzipiert auf. Ein interessantes Buch, das die heutigen Probleme und Verhaltensweisen der Menschen wie Krieg und Völkerhass in kleinerer Dimension bei unseren Vorfahren nachzuweisen versucht. Empfehlenswert.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Löwentochter
Roger H. Schoemans
Sauerländer (2011)
175 S.
fest geb.