Sargento Getúlio
Der Militärpolizist Getúlio Santos Bezerra erhält den Auftrag, einen Oppositionellen festzunehmen und in die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Sergipe zu transportieren. Während er unterwegs ist, ändern sich die Machtverhältnisse: Sein Gefangener, den er schwer misshandelt und erniedrigt hat, ist auf einmal Parteigänger der Regierung. Aber Getúlio, ein derber Aufschneider von geringem Verstand, hält an seiner Mission fest, bis er selbst verfolgt und angegriffen wird. - Der vor gut 40 Jahren verfasste Roman besteht aus dem inneren Monolog seiner Hauptfigur. Getúlio präsentiert sich darin mit seinem Machismo und seinen Allmachtsphantasien, wobei er aufgrund seiner Beschränktheit oftmals lächerlich wirkt. Er versteht die politischen Verhältnisse nicht, übt die ihm übertragene Macht jedoch mit größter Brutalität aus. So wird der Roman zur sprachgewaltigen Anklage gegen Willkür und Unterdrückung, die als Mittel zum Machterhalt in Brasilien von mehreren autokratischen und militärischen Herrschern bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts eingesetzt wurden. - Bibliotheken mit größeren Beständen empfohlen. (Übers.: Curt Meyer-Clason)
Thomas Völkner
rezensiert für den Borromäusverein.
Sargento Getúlio
João Ubaldo Ribeiro
Wagenbach (2013)
Wagenbach-Taschenbuch ; 706
172 S.
kt.