Wunderbare Zeiten
1951 kehrt Rikes und Silvies Bruder Oskar aus dem Krieg zurück. Während Rike das im Krieg zerstörte elterliche Modehaus wiederaufbaut und in seiner Abwesenheit kommissarisch geleitet hat, wird schon bald klar, dass der von seinen Kriegserlebnissen traumatisierte Oskar trinkt und kurz nach Übernahme der Geschäfte das florierende Geschäft herunterwirtschaftet. Hin- und hergerissen zwischen der Verteidigung ihres Bruders und den Wünschen ihres Vaters hilft die beim RIAS Berlin inzwischen bekannte Moderatorin Silvie im Modehaus aus. Ganz anders als ihre angepasste Schwester Rike und ihr depressiver Bruder Oskar kann sie trotz ihrer bitteren Enttäuschungen mit Männern immer wieder Fuß fassen. In diesem zweiten Band der Familientrilogie (Band 1: "Jahre des Aufbaus", BP/mp 19/125) beleuchtet Riebe das berufliche und private Leben von Silvie, was durch den häufig verwendeten personalen Erzählstil aus Sicht dieser Figur unterstützt wird. Lebendig wird der Roman auch durch den Einsatz vieler Dialoge und seine authentisch gezeichneten Figuren. Weil sie Silvies Figur als Journalistin angelegt hat, gelingt es Riebe mithilfe des Werdegangs der Familie, die politisch-soziale Situation der 1950er Jahre und die sich zuspitzende Trennung zwischen DDR und BRD zu thematisieren. Sehr empfehlenswert.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Wunderbare Zeiten
Brigitte Riebe
Wunderlich (2019)
Die Schwestern vom Ku'damm ; 2
477 Seiten
fest geb.