Der Kampf ums Paradies
Der amerikanische Professor für Islamgeschichte stellt die Kreuzzüge dar, wie sie im Islam gesehen wurden und in zahlreichen alten Quellen beschrieben sind. In den ersten hundert Seiten schildert er die Ausbreitung des Islam und die bis zu den Anfängen zurückreichende Aufsplitterung in die unterschiedlichen und sich bis heute bekämpfenden beiden Hauptgruppen der Sunniten und Schiiten. Er beschreibt dann, wie im Zusammenhang mit der Vertreibung der Sarazenen aus Sizilien und der zunehmenden Verdrängung des Islam aus Spanien die Anhänger Mohammeds die Kreuzzüge als bedrohliche Aggression der Franken sahen und nicht als den Versuch der Kirche, dem christlichen Kaiser in Byzanz zu helfen und für die Christen den Zugang zu den heiligen Stätten zu sichern. Unübersehbar ist die Tatsache, dass fast nie nur Christen den Muslimen gegenüberstanden, sondern immer wieder Truppen auf der eigentlich falschen Seite kämpften. Auch Handel wurde regelmäßig zwischen den Fronten getrieben. Der Leser hat den begründeten Eindruck, dass nicht das religiöse Anliegen vorherrschend war, sondern der Streit um die Macht. So ist erklärbar, dass viele Kreuzfahrer auf der Suche nach einer Existenzgrundlage gar nicht mehr nach Europa zurückkehren wollten. Auch die Entstehung der Kreuzfahrerstaaten zeigt das. - Das Buch ist wegen der vielen fremdsprachigen Namen und unübersichtlichen Struktur nicht einfach zu lesen. Trotzdem eine interessante Ergänzung für größere Bestände.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Kampf ums Paradies
Paul M. Cobb
von Zabern (2015)
428 S. : Ill., Kt.
fest geb.