Auf Befehl des Führers
Die Wiener Kunsthistorikerin Birgit Schwarz geht in ihrer umfangreichen Monographie der Inbesitznahme von Kunstwerken durch die Nationalsozialisten nach. Sie beschreibt das Vorgehen der Verantwortlichen, den Ankauf und vor allem die Beschlagnahme in den besetzten Gebieten und von jüdischen Besitzern. Sie erklärt den sogenannten Führervorbehalt von 1938 und dessen Veränderungen bis 1945. Es geht immer wieder um Hitlers Lieblingsobjekt des geplanten Führermuseums in Linz. Hingewiesen wird auf weitverbreitete Missverständnisse, die nicht zuletzt dadurch entstanden, dass Hitler größtes Gewicht darauf legte, nie selbst als Kunsträuber in Erscheinung zu treten. Erstaunlich ist, wie sich "der Führer" auch während des Krieges und in der Wolfsschanze für den Erwerb wertvoller Kunstwerke, vor allem von Gemälden, interessierte. In eigenen Kapiteln ist der Kunstraub in Österreich, Polen, Frankreich, den Niederlanden, der Tschechoslowakei und Russland beschrieben. Die wichtigsten Agenten Hitlers, vor allem sein Sonderbeauftragter Hans Posse, werden vorgestellt. Im letzten Teil wird noch kurz auf das Schicksal der Raubkunst nach Kriegsende eingegangen. - Die Einstellung des sachkundigen und auf umfangreichen Recherchen fußenden Bandes ist Büchereien mit größeren Beständen durchaus zu empfehlen.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Auf Befehl des Führers
Birgit Schwarz
Theiss (2014)
319 S. : zahlr. Ill.
fest geb.