Täuschend echt!

Im Oktober 2011 wurden Wolfgang Beltracchi, seine Frau und die Helfershelfer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Nachweislich fälschte er zahlreiche Kunstwerke, v.a. solche des 20. Jh. Die Zahl der seither unentdeckten, d.h. auch weiterhin in Täuschend echt! privaten oder gar öffentlichen Sammlungen kursierenden Werke aus seiner Werkstatt wird auf bis zu 200 Arbeiten geschätzt. Spätestens seit der Entdeckung dieses Skandals, es waren sowohl unbedarfte Nachkommen oder Witwen von Künstlern, aber auch willfährige Gutachter und unaufmerksame Auktionshäuser beteiligt, stellt man sich die Frage, wie so etwas passieren kann und was die Beweggründe der Beteiligten sind. Der Kunsthistoriker Henry Keazor, er lehrt an der Universität Heidelberg, spannt einen Bogen, der bis in die Antike zurückreicht. Anhand vielfältiger Beispiele zeigt er auf, welch unterschiedliche Antriebe Fälscher haben und wie zufällig oder aber wie schwierig die Entlarvung von deren Aktivitäten sein kann. Seine "Geschichte der Kunstfälschung", so der treffende Untertitel, liest sich zwar nicht wie ein Kriminalroman, dafür ist er zu sehr Wissenschaftler. Dennoch gelingt es ihm, Fälschungen von Werken der Antike bis in die Gegenwart und die unterschiedlichen Wege von deren Entdeckung erzählerisch aufzuschließen und in lesenswerter Form vorzustellen.

Walter Zahner

Walter Zahner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Täuschend echt!

Täuschend echt!

Henry Keazor
Theiss (2015)

256 S. : zahlr. Ill.
fest geb.

MedienNr.: 793316
ISBN 978-3-8062-3032-1
9783806230321
ca. 24,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ku
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