Briefe!
In Zeiten, in welchen wir alle täglich mit einer Flut von E-Mails konfrontiert werden, widmet sich Simon Garfield der Magie der verschwindenden Literaturgattung "Brief". Wie aus dem deutschen Untertitel ersichtlich, konzentriert er sich dabei nicht ausschließlich auf Form oder Inhalt, sondern bezieht auch eine kurze Historie des Postwesens mit ein, inklusive allerlei skurriler Abstecher. So lernt man, dass einige der ältesten Briefe erst 1973 ausgegraben wurden, nämlich Schreibtäfelchen aus der Römerzeit, die unter Luftabschluss im englischen Moor perfekt konserviert worden waren. Sein Blick auf einige große Briefwechsel reicht von Cicero und Mark Aurel über Jane Austen und Lewis Carroll bis hin zu Charlie Brown und Charles M. Schulz. Der über 500 Seiten dicke Wälzer liest sich dabei kurzweilig, denn Garfields Gedanken über das Sammeln von Briefen wechseln sich ab mit frühen Anweisungen für den perfekten Brief und mit einer Liebesgeschichte in Briefen, die sich jeweils am Ende eines Kapitels fortsetzt. - Der etwas englandlastige Band ist ab mittleren Beständen gut einsetzbar.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Briefe!
Simon Garfield
Theiss (2015)
539 S. : Ill.
fest geb.