König Heinz und Junker Jörg
Die hoffnungsvolle Bitte, "dass der König von England in kurzem ein vollkommener Jünger Christi und ein Bekenner des Evangelii, dazu Luthers gnädigster Herr wäre, Amen", äußert Martin Luther in einem 1525 an den englischen König Heinrich VIII. gerichteten Brief und bietet ihm unterwürfig die Kooperation bei der Verbreitung der nur vom Evangelium bestimmten Lehre an. Doch für Heinrich, sein Leben lang weit entfernt von reformatorischem Gedankengut, ist und bleibt Luther ein Aufrührer, ein weltfremder Narr, ein Ketzer - kurz der Antichrist schlechthin. Denken und Handeln dieser beiden Männer, die die Entwicklung des politischen wie religiösen Lebens in Europa und darüber hinaus tiefgreifend prägten, erzählt Sabine Appel großteils sachlich sowie leicht verständlich und veranschaulicht zugleich diese Epoche der Um- und Aufbrüche, aber auch der Enttäuschung und Verunsicherung. Während Luther in seiner Reformation für die Reinheit der Lehre (sola fide) kämpfte und schrieb, lagen bei Heinrichs sog. Reformation und der Gründung seiner eigenen Staatskirche keine religiösen Motive vor, sondern ein verworrenes Scheidungsverfahren. Diese von der Autorin deutlich hervorgehobenen Unterschiede, aber auch das Getriebensein durch nicht vorhersehbare Entwicklungen im Leben Luthers und Heinrichs VIII. machen den Reiz dieser gekoppelten Biografien aus. - Geeignet für alle Büchereien!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
König Heinz und Junker Jörg
Sabine Appel
Theiss (2016)
315 S. : Ill.
fest geb.