Meine europäische Familie
Die modernen Methoden der DNA-Analyse ergänzen inzwischen das Arsenal archäologischer Forschung und lassen manche klassische Lehrmeinung in einem anderen Licht erscheinen. Die schwedische Wissenschaftsjournalistin Karin Bojs hat ihr eigenes Erbgut und das von engen Verwandten analysieren lassen, um ihre Familiengeschichte vor dem Hintergrund der europäischen Bevölkerungsgeschichte zu rekonstruieren. Die Geschichte Europas ist gerade auch eine Geschichte fortgesetzter Migration, die mit der Einwanderung einer kleinen Population afrikanischer Jäger und Sammler in der Eiszeit begann. Ihre Begegnungen mit dem Neandertaler hinterließen Spuren im Erbgut des modernen Menschen. Zwei weitere große Einwanderungswellen, die von Ackerbauern aus dem Nahen Osten vor etwa 8.000 Jahren und die indoeuropäischer Hirten aus den russischen Steppen vor etwa 4.800 Jahren, beeinflussten die frühgeschichtlichen europäischen Kulturen maßgeblich. Die Autorin hat bei ihren Recherchen zahlreiche Fundorte und Museen bereist sowie führende Forschungsinstitute besucht. Vor diesem Hintergrund werden die neuesten Erkenntnisse und auch wissenschaftlichen Kontroversen zu den frühgeschichtlichen Kulturen gut verständlich und lehrreich vermittelt. Das Buch ist eine originelle Mischung aus Reisebericht, Familiengeschichte und archäologischer Studie. Wegen seiner Detailverliebtheit und des besonderen skandinavischen Blickwinkels eignet es sich in erster Linie für wissensdurstige Leser/innen.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Meine europäische Familie
Karin Bojs
Theiss (2018)
431 S.
fest geb.