Ich schweige nicht
Hans Scholl, den charismatischen Kopf der "Weißen Rose" - durch eine Vielzahl von Büchern einer breiten Öffentlichkeit bekannt - beschreibt Jakob Knab in dieser Biografie als einen vitalen, mutigen, vielseitig interessierten und begabten jungen Mann, dessen Lebensweg von extremen Standpunkten, von Einsicht und Umkehr (begeisterter HJ-Führer - erbitterter Widerstandskämpfer), von großem Freiheitsdrang und ungeheurer Wissbegierde, aber auch von Selbstzweifeln und Stimmungsschwankungen, v.a. jedoch von tiefer Gläubigkeit und einer intensiven Suche nach dem Sinn des Lebens geprägt war. Und so fragt Knab besonders sorgsam und differenziert nach den Werten und Traditionen, die Scholl beeinflussten, nach den Visionen, die ihn zum Handeln trieben, nach dem Einfluss des Elternhauses bzw. Freundeskreises, nach den Erfahrungen des Medizinstudenten und Sanitätsfeldwebels an der Front sowie nach der Kraft und dem Mut, die ihn und seine Mitstreiter den Kampf gegen die NS-Gewaltherrschaft aufnehmen ließen. Neben dieser vielgestaltigen Motivationssuche, die nicht nur die positiven Aktivitäten in den Mittelpunkt stellt, sondern auch auf die dunklen Phasen - u.a. Anklage und Haft wegen Homosexualität sowie wahrscheinlicher Medikamentenmissbrauch - eingeht, berichtet der Autor ausführlich über die anderen Mitglieder der "Weißen Rose" und deren Widerstandstätigkeiten, über Kontakte zu anderen Gruppen (z.B. "Die Rote Kapelle"), über die Verhaftung, den Prozess und die Hinrichtung. Das letzte Kapitel widmet Knab der Erinnerungskultur und Rezeptionsgeschichte. - Sehr empfehlenswert!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ich schweige nicht
Jakob Knab
wbg Theiss (2018)
262 S. : Ill.
fest geb.