Chagall
Wie naheliegend und üblich, erklärt die Autorin, eine ausgewiesene Fachfrau auf diesem Gebiet, die künstlerische Entwicklung des im Judentum verwurzelten Malers und Grafikers Marc Chagall (1887-1985) anhand seiner wechselvollen Biografie, die auch durch Exil und Holocaust bestimmt ist. Dabei zeigen sich in seinem zunächst expressionistischen, schließlich aber stilistisch ganz eigenständigen Ouvre auch so unterschiedliche Strömungen wie Orphismus, Fauvismus oder Kubismus. Da biblische Themen ab 1930 eine große Rolle im Werk Chagalls spielen und wegen seines figurativen wie poetischen Stils ("Traumbilder") wurden seine kurz vorher noch als "entartet" abgestempelten Bilder schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg zur Attraktion beim deutschen Publikum. Ganz besonders aber wurde so Chagall - in pseudo-meditativer Kunstbetrachtung - zum Vorzeigekünstler der beiden christlichen Kirchen in Deutschland. In dem vorliegenden großformatigen Bildband werden (zum Teil lange Zeit auch unzugängliche) Ölgemälde, Grafiken und Gouachen aus allen Schaffensphasen des Künstlers, zudem auch seine Glasgemäldezyklen etwa in Jerusalem und Mainz vorgestellt und vor allem - fundiert wie angemessen - aus dem ihn prägenden Judentum heraus gewürdigt. Für Büchereien, die sich eine solche Anschaffung leisten können, sehr empfehlenswert.
Lothar Altmann
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Chagall
Annette Weber
wbg Theiss (2018)
352 S. : überw. Ill. (überw. farb.)
fest geb.