Der letzte Rabbiner
Es konnte durch den Tod Leo Trepps keine Autobiographie mehr werden, doch seiner Witwe Gunda ist es doch zu verdanken, dass es diese umfangreiche Biographie des letzten Landesrabbiners im Nazi-Deutschland gibt. Durch die sehr persönliche Herangehensweise lernt der Leser diesen überzeugten und überzeugenden Juden sehr gut kennen, fast intimer als es eine Autobiographie vermocht hätte. Die Autorin ergänzt und kommentiert, was - durch die Schriftform kursiv kenntlich gemacht - aus der geplanten Autobiographie stammt und zeichnet genau und liebevoll das Bild ihres Mannes, der noch vor dem 1. Weltkrieg in eine orthodoxe Mainzer Judenfamilie hineingeboren wurde, nach Studium und Promotion noch als Rabbiner in Oldenburg wirkte und schließlich in die USA fliehen konnte. Seine Haltung nach der Schoah als unermüdlicher Versöhner und Berater wird ebenso authentisch geschildert wie seine Offenheit und Dialogbereitschaft, die wohl zu dem mit einem Augenzwinkern zu lesenden Untertitel "Das unorthodoxe Leben des Leo Trepp" führte. Da man nebenbei auch eine recht beeindruckende Zeitreise durch jüdisches Leben im 20. Jahrhundert unternehmen kann, ist dieses Buch uneingeschränkt zu empfehlen!
Susanne Elsner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der letzte Rabbiner
Gunda Trepp
wbg Theiss (2018)
284 S. : Ill.
fest geb.