Das ganze Leben ist Begegnung

Die deutsche Sängerin, geboren als Karin Witkiewicz in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in Schlesien, ist bekannt als Unterhaltungskünstlerin und steht für die Lied- und Pop-Kultur deutscher Zunge. Dass sie in hohem Maß ein politisches Bewusstsein besitzt und die Darstellung ihres Lebens ganz auf die Portraits der ihr begegnenden, für sie wichtigen Prominenten, fokussiert, mag den Leser überraschen. Privates, wie die Heirat, das Familienleben, die persönliche Haltung auch zu ihren Textern und Komponisten, bleibt ganz außen vor in ihrem Buch. Der interessanteste persönliche Aspekt ihres Textes ist die religiöse Orientierung. Aus einer protestantischen Familie stammend, vom Vater sozialdemokratisch geprägt, beschreibt sie Jesus als "bis heute mein bester Freund". Auch die Beschäftigung mit dem Buddhismus ist ihr wichtig und der hohe Gerechtigkeitssinn ließ sie ein politisches Engagement etwa gegen die Pershing-Raketenstationierung oder für Willy Brandt eingehen. In der bunten Folge ihrer Begegnungen rangieren Benno Ohnesorg und Rudi Dutschke neben Hanns Dieter Hüsch, Konstantin Wecker und Udo Lindenberg. Daher liegt der Schwerpunkt des Buches auf den 1960er bis 1970er Jahren, der Epoche von Ebsteins größten künstlerischen Erfolgen. Zu denen erfährt der Leser leider auch nur wenig, ebenso wie über persönliche Begegnungen auf ihren Tourneen etwa in der DDR. Die Kapitel des Buches sind jeweils einem der prominenten Größen gewidmet, die Katja Ebstein beeindruckt haben - von Angela Merkel über den Dalai Lama bis Barbara Rütting. Freilich muss man nicht den Anspruch an eine Biografie haben, sehr Persönliches und Privates zu erfahren, wird aber in Katja Ebsteins Buch auch keine über Gemeinplätze hinaus gehende Würdigung von Zeitgeschehen und prominenten Namen lesen. Nur größeren Beständen oder den Katja Ebstein-Fans zu empfehlen.