Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte

Byron ist ein nachdenklicher Junge, der sich schnell Sorgen macht. Als der Elfjährige hört, dass wegen des Schaltjahres 1972 der Zeit zwei Sekunden zugefügt werden, ist er sehr beunruhigt, denn der Gedanke, 'dass an der natürlichen Ordnung der Dinge herumgepfuscht würde' macht ihm Angst. Tatsächlich geschieht etwas Schlimmes, ein Unfall, genau in diesen zwei Sekunden, so ist Byron überzeugt: Die Mutter hat ein kleines Mädchen angefahren, es aber offensichtlich gar nicht gemerkt. Als Byron sie aufklärt, setzt er damit eine Kette von Ereignissen in Gang, die das Leben seiner psychisch labilen Mutter und damit der ganzen Familie katastrophal verändert und ihn selbst an den Rand des Wahnsinns bringt. - Sehr interessant geschriebener Roman, der abwechselnd aus der Sicht von Byron und im Rückblick durch den erwachsenen Jim erzählt wird, wobei erst im Laufe der Geschichte erkennbar wird, dass die beiden eine Person sind. Byron alias Jim beobachtet schon als Junge seine Umwelt und seine Mitmenschen überaus genau und grübelt über Probleme oder vermeintliche Probleme nach. Die Ereignisse rund um den Unfall (dem Leser wird nie ganz klar, ob der tatsächlich passiert ist) führen zu grundlegenden Veränderungen und schließlich zum Tod der Mutter. Dies wirft Byron völlig aus der Bahn, da er sich an allem die Schuld gibt. Er muss in die Psychiatrie und verwandelt sich dort in Jim, einen lieben, grüblerischen, scheuen und von Zwangshandlungen getriebenen Menschen, dem es erst gegen Ende des Romans gelingt, sich selbst, der Vergangenheit und damit auch seinen Mitmenschen zu öffnen. Dieser tiefsinnige und präzise erzählte Roman ermöglicht großes Kino im Kopf. Als Leser lässt man sich gerne von der Geschichte fesseln und fiebert dem weiteren Verlauf und vor allem dem Ende entgegen, mit dem tiefen Wunsch, es möge für Byron/Jim gut ausgehen. Auf jeden Fall kaufen! (Übers.: Maria Andreas)