Verlust und Aufbruch

Nachdem Alexander Wolkenrath, genannt Dritter, 1952 erneut beruflich gescheitert ist, muss er mit seiner Familie in die Hamburger Kippingstraße zu seinen Geschwistern ziehen. Dies führt zu den schon aus den Vorgängerbänden bekannten Spannungen Verlust und Aufbruch (zul. "Der Wille zur Liebe", BP/mp 14/421) mit Dritters Schwägerin Cynthia, die von einer Verehrerin Hitlers zu einer Adenaueranhängerin mutiert. Die Ehe von Dritters Schwester Lysbeth mit ihrem Mann Aaron bröckelt, weil Lysbeth als approbierte Ärztin mehr Zeit in ihrer Praxis als mit Aaron verbringt. Dritters Schwester Stella, die längst mit Anthony zusammenlebt, ist immer noch mit dem einstigen Nazigeneral Johnny verheiratet. Der Besuch von Stellas Enkelin, die in der DDR aufwächst, ist ein dramaturgischer Kunstgriff, durch den Vesper die politischen Verhältnisse und sozialen Strömungen sowohl in der BRD als auch in der DDR bis in die siebziger Jahre hinein in die Handlung einfließen lassen kann. In fließenden Übergängen wechselt sie zwischen einem sachlichen, die Fakten beleuchtenden Stil und der farbigen Sprache der Fiktion. Erneut gelingt es ihr, die Figuren lebensnah zu zeichnen. Der Handlungsablauf wird manchmal durch die Erklärungen politischer Details gestört und verlangt höchste Aufmerksamkeit vom Leser. Für anspruchsvollere Leser/innen historischer Romane, bes. natürlich zur Fortsetzung.

Adelgundis Hovestadt

Adelgundis Hovestadt

rezensiert für den Borromäusverein.

Verlust und Aufbruch

Verlust und Aufbruch

Elke Vesper
Fischer Krüger (2018)

717 S.
fest geb.

MedienNr.: 594617
ISBN 978-3-8105-3029-5
9783810530295
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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