Wunderland
Die 35-jährige Hanna will eine Reportage schreiben über Menschen mit Migrationshintergrund. Der 25-jährige Deutsch-Palästinenser Tamer ist bereit, mit ihr zu sprechen. Er ist ein Macho, voller Vorurteile, Hass und vorgefertigter Prinzipien, fühlt sich als Araber in seiner Heimat Berlin - ein Klischee-Moslem. Durch die Gespräche mit ihm verliert Hanna ihre Objektivität, ja spürt, dass sie ihm, der Frauen verachtet, gefallen will. Sie will ihn unbedingt verstehen, sie will "die Welt beschreiben, in der er lebt, die Welt in seinem Kopf, warum er so ist, wie er ist." Die Geschichte setzt sich aus vielen Dialogen zusammen, in denen Tamer "Müll" redet, aber auch kleine Weisheiten von sich gibt. Sie leben in verschiedenen Welten und beide Seiten sind überzeugt, ihre Welt sei die einzig wahre. Am Ende hat Hanna viel über sich selbst gelernt und nur wenig über Tamer; sie muss feststellen, dass sie ihn sich schöngeredet hat. Aber sie vermisst ihn und seine Sprüche und "dass ihm das meiste scheissegal ist, während ich mir über alles einen Kopf mache. Dass er ehrlich unhöflich ist ... Dass sein Koordinatensystem so anders ist, dass ich mein Leben neu berechnen muss". Ein wichtiges Buch über das Miteinander der Kulturen, geschrieben im Reportagestil; es stellt Fragen, gibt aber keine Antworten. Nachdrücklich empfohlen.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Wunderland
Sophie Albers
Knaus (2011)
166 S.
fest geb.