Im Meer schwimmen Krokodile

Fabio Geda, der sich neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit der Betreuung von Flüchtlingskindern widmet, zeichnet eindringlich und anrührend die Geschichte des zehnjährigen afghanischen Jungen Enaiat nach, der nach einer acht Jahre langen dramatischen Irrfahrt in Italien eine neue Heimat gefunden hat. Nachdem seine Mutter ihn heimlich aus Afghanistan nach Pakistan geschmuggelt hatte, selbst jedoch wieder zu ihren anderen Kindern zurückkehren musste, versucht er - gänzlich auf sich allein gestellt und überfordert durch die politischen Verhältnisse - sich irgendwie durchzuschlagen und zu überleben. Als Halt dient ihm das Versprechen, das er seiner Mutter gegeben hatte, keine Drogen zu nehmen, niemanden mit Waffen zu verletzen, nie zu stehlen und zu betrügen, sondern für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten. In fast all seinen Stationen - Pakistan, Iran, Türkei, Griechenland, Italien - wird er mit Brutalität, Korruption und Bürokratie konfrontiert, erfährt aber auch Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Freundschaft. - Durch die einfühlsame Wiedergabe dieser widersprüchlichen Erlebnisse und des unerschütterlichen Überlebenswillens gelingt dem Autor ein faszinierendes, unter die Haut gehendes und aufrüttelndes Buch.