Mein Schutzengel ist ein Anfänger
Maximilian Dorner war nach seinem Studium der Dramaturgie u.a. Regisseur, Literaturlektor und später Autor und Theaterkritiker. Er war ein vielseitig beschäftigter Mann, bis 2006 bei ihm Multiple Sklerose diagnostiziert wurde. Seitdem ist er auf eine Gehhilfe angewiesen. Er geht sehr offensiv mit seiner Erkrankung um und schrieb dazu auch Bücher wie "Mein Dämon ist ein Stubenhocker" oder von seinem Besuch in den USA "Lahme Ente in New York". Auch in seinem neuesten Buch geht er wieder Gedanken über seine Erkrankung nach. Dabei schreibt er von sich, als wäre er nur der Beobachter. Er verzichtet also durchgängig auf die Schilderungen seiner Probleme im Alltag in der Ich-Form, was jegliches Selbstmitleid verhindert. Im Gegenteil, er geht sehr kritisch mit sich um. Dazwischen spricht dann immer wieder sein Schutzengel, farblich im Buch abgesetzt, der versucht, seine Denkweisen zu beeinflussen. Aus den Reaktionen des Autors gewinnt der Schutzengel Einsichten, die man als Ratschläge für Kranke, aber nicht nur für diese, heranziehen kann. Diese Einsichten sind jeweils die Kapitelüberschriften, die am Anfang des Buches in Form von Merkzetteln als Inhaltsverzeichnis dienen. Auch wenn es sich um eine noch immer unheilbare Krankheit handelt, die den Alltag des Autors vielfach einschränkt, zeigt er, wie er nach und nach auch die psychologischen Probleme im Umgang mit seiner Erkrankung in den Griff bekommt. - Ein bewegendes und zum Teil mitreißendes Buch, das nicht nur für Kranke ein echter Gewinn ist, es zeigt auch all den anderen Lesern, wie klein möglicherweise ihre eigenen Probleme sind. Breit einsetzbar!
Gerd Fleder
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Mein Schutzengel ist ein Anfänger
Maximilian Dorner
Knaus (2012)
223 S.
fest geb.