Es war einmal im Fernen Osten
Nach ihrer Geburt wird Guo für zwei Jahre in eine Bergbauernfamilie gegeben, um dann bei ihrer geliebten Oma in einem Fischerdorf zu leben. Dort erlebt sie, dass chinesische Frauen der Willkür ihrer Männer ausgeliefert sind. Mit 6 Jahren holen sie die Eltern in die nahegelegene Stadt, in der sie wohnen. Nur mit ihrem Vater kommt Guo gut aus, ihre Mutter verachtet und schlägt sie oft grundlos. Mit 12 Jahren wird Guo mehrmals vom Nachbarn vergewaltigt, mit 14 wird sie von ihrem Liebhaber schwanger und treibt ab. Ihr Vater ermöglicht ihr eine solide Schulausbildung, sodass sie als junge Frau einen der heiß begehrten Studienplätze an der Pekinger Filmhochschule ergattert und so ihrer Familie entrinnen kann. Nach dem Examen schreibt sie angepasste Drehbücher für Seifenopern des chinesischen Fernsehens, bis sie mit einem Stipendium in London westliche Filmkunst erlernt. - In diesem sehr persönlichen Buch thematisiert Guo die auf dem Wohl des Gemeinwesens basierende Politik Chinas und die damit einhergehende Rechtlosigkeit von Frauen und Mädchen. Doch Guo veranschaulicht auch ihren Kulturschock angesichts einer freien, auf individuellen Rechten basierenden westlichen Welt. (Übers.: Anne Redemacher)
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Es war einmal im Fernen Osten
Xiaolu Guo
Knaus (2017)
365 S.
fest geb.