Gloria
Gemeinsam ist wohl allen Kurzgeschichten, dass sie dem Leser keine sich einfach erschließende Handlung, keinen Ausgleich, nichts Versöhnliches und kaum einmal ein Happyend anbieten. Lebenslügen, Grausamkeit, Rücksichtslosigkeit,
Selbstbetrug und Halbwahrheiten finden sich um jede Ecke. Fantasiereich und mit treffenden Bildern ergänzt die Autorin in 11 Mini-Erzählungen nackte Alltagsbeobachtungen mit Beschreibungen von verstörenden Traumsequenzen und seelischen Qualen ihrer Protagonisten. Gefangen in bestimmten Situationen wirken diese wie gelähmt, meist handlungsunfähig. Solche Leben möchte man nicht leben! Sie kratzen buchstäblich wie ein Wollpullover auf der bloßen Haut und lassen einen verwirrt, einsam, oft sogar schuldig zurück. Blitzartig erkennt sich der Leser in seiner, hier preisgegebenen, Lächerlichkeit wieder, was Ängste schafft, wo man eigentlich Trost erwartet. - Daniela Dröscher, geb. 1977 in München, erhielt 2005 den Essaypreis der Jungen Akademie Berlin sowie den Schiller-Essay-Preis der Stadt Weimar. Sie schrieb vor allem fürs Theater, doch erschien 2009 ihr Debütroman "Die Lichter des George Psalmanazar" (BP/mp 10/108).

Christina Bartel
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Gloria
Daniela Dröscher
Berlin-Verl. (2010)
154 S.
fest geb.
Titel der Ausgabe:
Auszeichnung: