Als Letztes die Hunde

Ein geheimnisvolles "Wir" beobachtet verschiedene Personen, die vergeblich an einer Wohnungstür klopfen. Dann brechen Polizisten die Wohnung auf und finden einen Toten: Robert. Es folgt eine ausführliche Beschreibung der polizeilichen Tatort-Aufnahme Als Letztes die Hunde und später der Obduktion, überblendet von Rückblicken zu Roberts Einzug in die Wohnung und das Heranwachsen seiner Tochter Laura. In diesem Stil werden die Verhältnisse einer Gruppe von obdachlosen Drogenabhängigen beschrieben. Der Alkoholiker Robert ist die zentrale Figur der Gruppe gewesen. Die anderen haben sich regelmäßig bei ihm getroffen, wie in einer Ersatzfamilie. Eindringlich wird beschrieben - und das ist eigentlich ein Tabubruch -, welch zärtliche Nähe zwischen ihnen entsteht, wenn sie sich gegenseitig einen Schuss setzen. Das beobachtende "Wir" scheint ein Teil dieser Familie gewesen zu sein. Sie folgt dem toten Robert ins Leichenauto, verbringt die Nacht in der Pathologie und bildet eine Art Ehrengarde für ihn. - Der Autor denunziert seine Figuren nicht, verherrlicht aber auch nicht das Drogenmilieu. Und den Leser treibt am Schluss die Frage um, die auch die Beobachter sich stellen: "Und was war mit uns anderen, als Robert da auf dem Boden lag und auf Hilfe wartete." Kein Buch, das einfache Antworten parat hält, dafür aber zum Nachdenken und Mitfühlen anregt, ein Roman, dem man viele Leser wünscht. (Übers.: Anke Caroline Burger)

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Als Letztes die Hunde

Als Letztes die Hunde

Jon McGregor
Berlin-Verl. (2011)

270 S.
fest geb.

MedienNr.: 349348
ISBN 978-3-8270-0980-7
9783827009807
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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