Krimkrieg

Der Krimkrieg von 1853 bis 1856 zählt zu den wenig beachteten Schlüsselkonflikten im 19. Jh., dessen Folgen aber teilweise bis heute nachwirken, etwa durch die danach entstandenen Balkanstaaten. Die militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich, England und dem Osmanischen Reich auf der einen und dem zaristischen Russland auf der anderen Seite zählt zu den ersten modernen Kriegen, die mit bis dato nicht gekannter Feuerkraft geführt wurden. Durch die Eisenbahn und die moderne Schifffahrt erreichten zudem die Truppentransporte eine neue Geschwindigkeit und Massenbeteiligung. Figes nennt rund eine Million Soldaten und eine nicht bekannte Zahl von Zivilisten als Opfer dieses ersten industriellen Krieges der Weltgeschichte. Dessen Ursachen erzählt der britische Historiker ebenso gründlich wie anschaulich. Auf 700 Seiten wechselt Figes dabei immer wieder die Perspektive: von den Parlamenten und Palästen bis hin zu den Schützengräben und den verzweifelten Einwohnern des belagerten Sebastopol, dessen Fall auch Leo Tolstoi beschrieben hat. Wie schon in seinem Buch über die russische Revolution "Die Tragödie eines Volkes" setzt Figes Bildmaterial gezielt ein, um das von ihm sachlich beschriebene Grauen zu veranschaulichen. Dass der Autor solche Fotos gefunden hat, zeugt für sein immenses Quellenstudium, dass er sie in die Bücher aufnimmt, für sein Mitgefühl mit den Opfern der Geschichte. Dabei versteht es Figes, seinen Stoff ausführlich und fesselnd zu erzählen, ohne ausschweifend zu sein. - Wer sich für die Geschichte des 19. Jh. interessiert, sollte zu diesem Buch greifen. Ebenso wie alle Leser, die den Mutterboden vieler politischer Katastrophen des 20. Jh. kennen wollen. Größeren Beständen sehr empfohlen!