Der letzte Mann, der alles wusste
Athanasius Kircher war ein jesuitischer Universalgelehrter des 17. Jh.s. Zunächst an verschiedenen Kollegs in Deutschland tätig, sandte sein Orden ihn 1631 nach Südfrankreich. Zwei Jahre später erhielt er eine Dozentur am berühmten Collegium Romanum, der heutigen Gregoriana, in Rom, wo er - abgesehen von einigen Reisen - bis zu seinem Tode verblieb. Hier baute er nicht nur ein vielbeachtetes Museum auf, sondern stand auch in Korrespondenz mit Hunderten Gelehrten und Ordensbrüdern in der ganzen Welt und veröffentlichte Dutzende dickleibige Bücher auf Latein zu den verschiedensten Wissensgebieten. - Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Glassie zeichnet das Leben des polyglotten Gelehrten im Rückgriff auf dessen biografische Notizen und der Sekundärliteratur nach. Zentral ist dabei eine kritische wissenschaftshistorische Einordnung der Hauptwerke Kirchers. Als Mann der Kirche hielt er strikt an der biblischen und kirchlichen Fundierung jeglichen Forschens in einer Zeit fest, in der experimentelle und mathematische Beweise gegenüber naturphilosophischen Spekulationen an Bedeutung gewannen. So abstrus daher vieles heute erscheinen mag, so befruchtend war Kircher für den Wissenschaftsdiskurs zu seinen Lebzeiten. Ein Sachbuch für gehobene Ansprüche in großen Beständen.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Der letzte Mann, der alles wusste
John Glassie
Berlin-Verl. (2014)
349 S. : Ill.
fest geb.