Die Verflüchtigten
Kaze war einmal ein erfolgreicher Manager, nun ist er "johatsu". So nennt man in Japan ein gesellschaftlich toleriertes Phänomen, wenn Menschen - aus welchen Gründen auch immer - von einem Tag auf den anderen untertauchen und jeglichen Kontakt mit ihrem vorherigen Leben, also auch mit der Familie, abbrechen. Gegen alle Konventionen kann sich Kazes Tochter aber nicht damit abfinden und bittet ihren Ex-Freund Richard, nach dem Vater zu suchen. - Der Klappentext klingt ein wenig nach Krimi, was allerdings eher irreführend ist (auch wenn es durchaus einen Toten gibt). Vielmehr entführt uns der Autor in die Untiefen der für uns Mitteleuropäer doch immer noch sehr fremden japanischen Gesellschaft - einer Gesellschaft, die auch nach dem Fukushima-GAU für unverschuldet ins Unglück gestürzte Menschen nicht viel Verständnis oder gar Hilfe übrig hat. "Mal was Anderes" - für entsprechend interessierte Leser/innen ist der Titel durchaus zu empfehlen. (Übers.: Brigitte Große)
Thomas Oberholthaus
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Verflüchtigten
Thomas Reverdy
Berlin-Verl. (2016)
319 S.
fest geb.