Eingeboren
Dem Buch vorangestellt ist ein Leserbrief von Kashuas Frau an die Redaktion von Haaretz - der israelischen Zeitung, in der Kashuas Kolumnen erscheinen - mit dem Aufruf, seinen Geschichten keinen Glauben zu schenken, und die ihn der unverbesserlichen Aufschneiderei und Phantasmagorie bezichtigt. Und so legt er dann los, mit seinen Erzählungen, die ihn als immer gehetzten Vater zeigen, selten in der Lage, seiner Rolle gerecht zu werden. Er schildert Alltagsbegegnungen mit möglichen und unmöglichen Personen, macht Anspielungen auf die widrigen Umstände, denen Araber und Palästinenser ausgesetzt sind, aber immer humorvoll oder phantastisch verbrämt, so dass es für die israelischen Leser wie ein Wink mit dem Zaunpfahl wirkt, aber nie eine offene, harte Kritik darstellt. Leicht und amüsant zu lesen, aber immer den ernsten Hintergrund vor Augen haltend ist das Buch überall einsetzbar.
Martina Häusler
rezensiert für den Borromäusverein.
Eingeboren
Sayed Kashua
Berlin-Verl. (2016)
348 S.
fest geb.