Unter der Haut

Im Sommer 1969 setzt der erste Teil der Rahmenhandlung dieses Romans ein. Der 19-jährige Jonathan Rosen, jüdischer Literaturstudent ohne Plan und Ziel im Leben, muss in einem New Yorker Café mit ansehen, wie ein älterer Herr scheinbar mühelos Unter der Haut genau die junge Frau anspricht und zum Mitkommen bewegt, auf die auch er ein Auge geworfen hatte. Er folgt den beiden. So beginnt seine kurze, aber intensive Freundschaft mit dem geheimnisvollen Josef Eisenstein, der ihn in seine Welt der Bücher und der Kunst einführt. Eisensteins manische Bibliophilie und seine voyeuristische Ader faszinieren, verwirren und schrecken den Studenten immer wieder ab, trotzdem kommt er erst von ihm los, als er spurlos verschwindet. Mehr als 30 Jahre später gerät Jonathan ins Visier einer Kriminalistin, die besessen davon ist, eine lange zurückliegende Mordserie aufzuklären und deren Hauptverdächtiger der verschollene Josef Eisenstein ist. - Neben den Ereignissen in den 1960er und 1990er Jahren erzählt der Autor die schaurig-faszinierende Lebensgeschichte des vermeintlichen Serienmörders: Von seiner Geburt 1918 in Weimar als Sohn jüdischer Eltern, wie er bei seiner arischen Tante in Berlin dem Holocaust entkam, seiner Lehre als Buchbinder und seiner lebenslangen Besessenheit von Frauen und Büchern. Längst hat der Leser verstanden, was es mit dem Titel "Unter der Haut" auf sich hat, aber gespannt und schaudernd wartet er darauf, es von Gunnar Kaiser erzählt zu bekommen, der das auf fast schmerzhaft langsame Weise tut. Der moderne Schauerroman ist sicher nichts für alle, aber eine ganz besondere literarische Neuerscheinung.

Susanne Steufmehl

Susanne Steufmehl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Unter der Haut

Unter der Haut

Gunnar Kaiser
Berlin-Verl. (2018)

517 S.
fest geb.

MedienNr.: 880616
ISBN 978-3-8270-1375-0
9783827013750
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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