Das Mädchen mit der Leica

Helena Janeczek lässt drei mit der Kriegsfotografin Gerda Taro befreundete Menschen Jahrzehnte später von ihren Erinnerungen an sie erzählen. Die 1910 in Stuttgart geborene Gerda war mit ihrer Familie nach Leipzig gezogen, wo sie Ruth Clerf und Das Mädchen mit der Leica die Medizinstudenten Willy Chardack und Georg Kuritzkes kennenlernte, mit denen sie ihre sozialistische Gesinnung und ihre jüdischen Wurzeln teilte. Wie fast alle Männer waren auch Kuritzkes und Chardack in Gerda verliebt. Wie sie, so beschreibt auch Ruth Gerda als mutige, selbstbewusste Frau, die offen zeigte, dass sie gleichzeitig verschiedene Liebhaber hatte. Doch bleibt für Ruth unverständlich, warum Gerda, für kurze Zeit zurück in Paris, sich benahm, als berührten sie die Gräuel des Spanischen Bürgerkrieges nicht, die sie kurz zuvor fotografiert hatte. - So gut recherchiert die Fakten und Lebensumstände der realistisch gezeichneten historischen Figuren sind, umso bedauerlicher ist es, dass Janeczek viele fremdsprachige Sätze ihrer Figuren unübersetzt lässt. Der spannende, mit Ironie, Intellekt und Bildern spielende Roman wäre verständlicher, wenn Janeczek neben den wenigen Fotos einen historischen Abriss über das Leben und die Zeit der Taro beigefügt hätte. Für historisch und an emanzipierten Lebensläufen interessierte Leser/-innen möglich.

Adelgundis Hovestadt

Adelgundis Hovestadt

rezensiert für den Borromäusverein.

Das Mädchen mit der Leica

Das Mädchen mit der Leica

Helena Janeczek ; Deutsch von Verena Koskull
Berlin Verlag (2020)

350 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 600698
ISBN 978-3-8270-1398-9
9783827013989
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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