Der Auschwitz-Prozess
Der US-amerikanische Autor erarbeitet auf der Basis fundierter Quellen ausführlich und detailgenau Auftrag und Verlauf des von 1963 bis 1965 in Frankfurt/Main durchgeführten Prozesses über den Völkermord in Auschwitz. Dabei erhält der Leser zum einen erschütternde Einblicke in die bürokratisch geplante und umgesetzte Vernichtung der Lagerinsassen, in den unfassbaren Zynismus und die menschenverachtende Brutalität der SS und ihrer willigen Helfer, zum anderen wird der Riss innerhalb der westdeutschen Gesellschaft sichtbar, die sich teils gleichgültig ja ablehnend verhielt, teils aber auch Entsetzen, Scham und Reue erkennen ließ. In den chronologisch aufgebauten Kapiteln macht der Verfasser immer wieder darauf aufmerksam, wie schwierig die juristische Aufarbeitung unter dem Aspekt war, ob deutsches Recht überhaupt Gerechtigkeit schaffen könne und wie stark die Ermittlungsarbeit der Behörden und die Zeugenaussagen überlebender KZ-Häftlinge, die beide den Prozess prägten, bei der Urteilsfindung zu gewichten seien. Insgesamt - so Pendas - bemühte sich das Gericht um Wahrheit und Gerechtigkeit unter den Normen des deutschen Rechts und ermöglichte eine danach einsetzende gründliche Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit. - Ein äußerst hilfreicher Beitrag zum Verständnis der deutschen Geschichte.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Auschwitz-Prozess
Devin O. Pendas
Siedler (2013)
432 S. : Ill.
fest geb.