"Man hat es kommen sehen und ist doch erschüttert"

Der Verfasser dieses Tagebuchs, das vom März 1944 bis zum Juni 1945 reicht, war schon im Ersten Weltkrieg Kriegsrichter und als Wehrmachtsoffizier seit 1940 Heeresrichter. In diesem Tagebuch hält er schonungslos seine politische Einstellung fest. "Man hat es kommen sehen und ist doch erschüttert" Die Ideologie des menschenverachtenden und imperialistischen Nationalsozialismus lehnt er ebenso ab wie die Durchhalteparolen der Generäle und die Propagandaphrasen vom nahen Endsieg. Persönliches wird nur beiläufig erwähnt. Warum sich Müller-Hill seinen Ärger so sarkastisch von der Seele schrieb, sagt er nicht. Vielleicht wollte er sich gegenüber der Familie rechtfertigen, vielleicht auch später im Falle einer Anklage etwas zu seiner Entlastung vorlegen können. Jedenfalls sind diese Aufzeichnungen ein Beleg dafür, dass eine Distanzierung vom System nicht unmöglich war und dass man um die Verbrechen wusste, wenn man nicht absichtlich die Augen verschloss. Nicht ohne weiteres verständliche Textstellen werden durch kurze, aber hilfreiche Anmerkungen erklärt. - Sehr lesenswert, ab mittleren Beständen empfohlen.

Hans Niedermayer

Hans Niedermayer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

"Man hat es kommen sehen und ist doch erschüttert"

"Man hat es kommen sehen und ist doch erschüttert"

Werner Otto Müller-Hill
Siedler (2012)

175 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 366157
ISBN 978-3-8275-0010-6
9783827500106
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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